Zusammenhang zwischen Körperbildwahrnehmung, Essstörungen und Fettleibigkeit
Quelle: Nutriactis/dem Universitätsklinikum CHU Rouen-Normandie
Zusammenfassung
- UNZUFRIEDENHEIT MIT KÖRPERN
- DIE VERINNERLICHUNG DER SCHLANKHEIT
- DYSMORPHOPHOBIE
Essstörungen und Fettleibigkeit sind eng mit der Wahrnehmung des Körperbildes verbunden, das durch die mentale Repräsentation des eigenen Körpers definiert wird. Letztere variieren im Laufe des Lebens eines Menschen und können durch Gefühle, den soziokulturellen Kontext, die Umwelt oder die Medien, aber auch durch verschiedene Phänomene wie die Verinnerlichung eines Schlankheitsideals, Dysmorphophobie oder Körperunzufriedenheit beeinflusst werden.
UNZUFRIEDENHEIT MIT KÖRPERN
- Unter Körperunzufriedenheit versteht man die wahrgenommene Lücke zwischen dem idealen Körper und der Bewertung des eigenen Körpers. Es ist ein subjektives Maß für sich selbst, das in direktem Zusammenhang mit negativen Bewertungen von Körpergröße, Form, Muskulatur und Gewicht steht, die zu Nahrungseinschränkungen führen können. Soziale Netzwerke oder das familiäre Umfeld können durch direkte oder indirekte Bemerkungen über das Aussehen einen gewissen Druck ausüben,
Sich den Schönheitsidealen zuzuwenden und damit körperliche Unzufriedenheit zu fördern. Für einige scheint eine restriktive Ernährung oder die Ausübung intensiver körperlicher Aktivität die einzigen Antworten auf diesen gesellschaftlichen Druck zu sein; Praktiken, die langfristig zu ernsthaften Essstörungen führen können.

DIE VERINNERLICHUNG DER SCHLANKHEIT

In unserer heutigen Gesellschaft ist die Verinnerlichung von Schlankheit, die durch die psychologischen/kognitiven Auswirkungen eines wahrgenommenen und sozial definierten Schlankheitsideals gekennzeichnet ist, aufgrund unserer ständigen Exposition gegenüber Modellen von Dünnheit und der Assoziation zwischen Dünnheit und Schönheit immer häufiger. Die Komplexität des Erreichens dieses Schlankheitsideals, das durch die Medien und sozialen Netzwerke (retuschierte Fotos) vermittelt wird, rechtfertigt teilweise den Einfluss einer starken Verinnerlichung des Dünnseins auf die Unzufriedenheit des Körpers, die Dysmorphophobie und das Selbstwertgefühl. So kann eine starke Verinnerlichung des Dünnseins längerfristig zu einer Veränderung des Essverhaltens und einem erhöhten Risiko für das Auftreten von Essstörungen oder Übergewicht führen.
DYSMORPHOPHOBIE

Dysmorphophobie ist gekennzeichnet durch übermäßige Gedanken und eine Besessenheit von einem sehr leichten oder sogar eingebildeten körperlichen Defekt, von dem die Wahrnehmung der Person völlig unverhältnismäßig ist. Es kann Leiden oder erhebliche Störungen des sozialen, beruflichen oder schulischen Lebens verursachen und spielt eine Rolle bei der Entwicklung von Unzufriedenheit mit dem Körper.

- Dysmorphophobie und Essstörungen oder Adipositas sind eng miteinander verwandte Erkrankungen und existieren häufig nebeneinander, obwohl die beteiligten Mechanismen noch wenig verstanden sind. Restriktive EDs sind besonders von Dysmorphophobie betroffen, mit der Vision eines übergewichtigen Körpers, selbst wenn ihr BMI niedrig ist. Bei zwanghaften Essstörungen und Fettleibigkeit geht Binge Eating häufig mit viel Schuldgefühl und Strategien zur Gewichtskontrolle (Erbrechen, Abführmittel, körperliche Hyperaktivität usw.) einher. Sie verstärken die Unzufriedenheit des Körpers und fördern so die Dysmorphophobie.
Die Wahrnehmung des Körperbildes hat daher einen starken Einfluss auf das Auftreten und den Erhalt von Essstörungen und Fettleibigkeit. So muss die Reduzierung der Internalisierung von Schlankheit, Körperunzufriedenheit aber auch Dysmorphophobie in das Management von ED und Adipositas integriert werden.