Soziale Medien: Schleichende Folgen Für Unsere Gesundheit

Quelle: Nutriactis/ dem Universitätsklinikum CHU Rouen-Normandie

Scroll für Scroll beeinflussen die sozialen Medien unseren Blick auf uns selbst. Bei jungen Menschen ist dieser Einfluss deutlich feststellbar: 80 % der Mädchen geben an, dass soziale Medien einen negativen Einfluss auf die Wahrnehmung ihres Körperbilds haben. Schon eine Stunde Social-Media-Nutzung täglich kann zu psychischem Unwohlsein beitragen, insbesondere wenn man beginnt, sich mit oft unrealistischen Standards zu vergleichen. Schleichend baut sich ein innerer Druck auf, der das Selbstwertgefühl schwächt. Wie gelingt es, soziale Medien bewusst zu nutzen?

TikTok, Instagram, Facebook … Diese Plattformen zum Teilen von Fotos und Videos sind so konzipiert, dass sie die Aufmerksamkeit auf sich ziehen und den Nutzer fesseln. Der Suchtcharakter der sozialen Medien verstärkt ihren Einfluss auf unser Selbstwertgefühl, unser Körperbild und damit auf unser Verhalten. Jeden Tag werden Milliarden von Inhalten online gestellt, die zum Teil Themen wie Ernährung, Aussehen oder Lebensstil betreffen. Sie schaffen implizite Standards (Körper, Lebensweise…), die den heutigen Schönheitsnormen entsprechen.

Für manche Nutzer können soziale Medien problematisch werden. Wenn der Drang, online zu gehen, unkontrollierbar wird und die online verbrachte Zeit das Leben in der Gemeinschaft, Schule oder Freizeit beeinträchtigt, spricht man von einer Verhaltenssucht. Diese Art von zwanghaftem Gebrauch verursacht oft Not oder Leid und hat reale Auswirkungen auf das tägliche Leben. Leider ist sich der Nutzer nicht immer bewusst, welche Folgen die Nutzung für seine Gesundheit hat. Wie bei anderen Süchten entsteht eine Verschiebung der Toleranz: Je mehr man scrollt, desto größer wird das Bedürfnis, noch mehr zu scrollen.

Der Algorithmus ist die Spirale dieser Sucht

Der Algorithmus sozialer Medien ist darauf ausgelegt, den gesehenen Inhalt zu analysieren und dann ähnliche Inhalte vorzuschlagen. Er trägt dazu bei, dass die Nutzer in eine Blase aus personalisierten Empfehlungen geraten, was zu einem erhöhten Suchtrisiko führt. Der Nutzer verbringt dann mehr Zeit auf diesen Plattformen, wodurch er wiederholt potenziell schädlichen Botschaften ausgesetzt wird und die Gefahr besteht, dass gefährliche Verhaltensweisen „normal“ werden (extreme Diäten, Bodychecks*, soziale Isolation usw.). Der Nutzer gerät dann in Versuchung, diesen Glauben noch weiter zu bestärken, indem er seine Interaktionen in den sozialen Medien erhöht.

*Gezielte und wiederholte Überprüfung bestimmter Körperzonen, um sein Aussehen zu beurteilen

Geistige und körperliche Folgen

Diese übermäßige Nutzung der sozialen Netzwerke kann zahlreiche psychologische, emotionale und körperliche Folgen haben. Sie kann negative Gefühle hervorrufen und Aufwärtsvergleiche* fördern. Ein solcher Vergleich kann ein Minderwertigkeitsgefühl verstärken und damit das Selbstwertgefühl vermindern. Er trägt auch zur Internalisierung von Schlankheit und zur Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper bei. Langfristig können diese Folgen leicht zu geistiger Erschöpfung und Angstzuständen führen.

*Tendenz, sich mit Personen zu vergleichen, die einem überlegen scheinen.

Die Zeit, die man an Bildschirmen verbringt, kann viele Auswirkungen haben, wie z. B. Schlafmangel, Rückenschmerzen und einen Verlust an Produktivität, die zu körperlicher und geistiger Erschöpfung beitragen.

Alle diese Faktoren schüren Ängste, die sich zu einer Depression entwickeln können.

Was ist das?

Bestimmte Trends wie „Pro-Ana“-Inhalte (die extremes Schlanksein als Lebensstil propagieren), „Fitspiration“ (die ein extremes Streben nach Schlankheit und körperlichen Leistungen verherrlichen) oder der Hashtag #SkinnyTok verbreiten besonders schädliche Botschaften.

Wie?

Hinter pseudo-motivierenden Aussagen oder der Förderung eines extremen und manchmal inszenierten Lebensstils können sich Aufforderungen zur Einschränkung verbergen, die manchmal sogar bis zur Verherrlichung von Hunger und Schmerz geht. In diesen Netzwerken werden extrem kalorienreduzierte Ernährungstage propagiert, die in der Regel mit dem Verzicht auf bestimmte Nahrungsmittelgruppen, „Bodychecks“*, exzessiver körperlicher Betätigung oder der Weckung von Schuldgefühlen einhergehen. Umgekehrt verleiten manche Inhalte zu exzessivem Essen.

*Gezielte und wiederholte Überprüfung bestimmter Körperzonen, um sein Aussehen zu beurteilen

Solche Trends erhöhen das Risiko von Körperunzufriedenheit, unausgewogenen Ernährungsgewohnheiten und damit von Essstörungen oder Fettleibigkeit.

Darüber hinaus schaffen Influencer über ihre Community ein starkes Zugehörigkeits- und Abhängigkeitsgefühl, das eine Zuflucht darstellen kann, die die soziale Isolation fördert, was wiederum ein Risikofaktor für Essstörungen ist.

Schlankheits-Challenges: Eine Gefahr für die Gesundheit

Erfolg der Content-Moderation?

Die Netzwerke haben Mühe, die Verbreitung solcher schädlichen Trends zu bremsen. TikTok hat den Hashtag #SkinnyTok inzwischen offiziell entfernt. Doch leider tauchen ständig neue Varianten auf, die sich der Moderation entziehen. Daher müssen dauerhafte Lösungen zur Bekämpfung solcher Trends eingeführt werden, die sowohl die Schwachstellen der Moderation als auch die Macht der Algorithmen nutzen.

Soziale Medien können zwar gefährliche Botschaften verbreiten, aber sie können auch ein Ort der Inspiration und des Wohlwollens sein.

Manche Accounts teilen ermutigende Zitate oder leckere ausgewogene Rezepte.

Daher ist es wichtig, dass vor allem Jugendliche lernen, mit diesen Medien kritisch und vernünftig umzugehen, um ihre positiven Aspekte zu nutzen, ohne sich darin zu verfangen.

Zu diesem Zweck nennen wir hier zwei Arten von Inhalten in sozialen Medien, die sowohl die Bewusstseinsbildung als auch die Entlastung von Schuldgefühlen fördern. Zum einen die Body Neutrality, bei der sich der Inhalt nicht auf das Aussehen des Körpers, sondern auf seine Funktionen konzentriert, was eine neutralere Alternative zur Body Positivity darstellt. Zum anderen Magersucht-Recovery, das sind Inhalte zur Sensibilisierung bei Essstörungen, die sich hauptsächlich auf Erfahrungsberichte stützen.

Doch die sozialen Medien können keine Beratung durch Gesundheitsfachleute ersetzen. Die Inhalte, die Sie dort finden, sollten Sie immer mit Vorsicht und kritischem Denken beurteilen.

Letztendlich sind soziale Medien an sich weder gut noch schlecht. Ihre Auswirkungen hängen davon ab, wie sie genutzt werden, welche Inhalte konsumiert werden und wie man sie betrachtet. Wenn man lernt, sie mit Abstand und Selbstliebe zu nutzen, kann man sich selbst schützen.

„Schönheit beginnt in dem Moment, in du beschließt, du selbst zu sein.“ – Coco Chanel