Ernährungserziehung

Quelle: Nutriactis/ dem Universitätsklinikum CHU Rouen-Normandie

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  • Die Akteure der Ernährungserziehung
  • Strategien zur Ernährungserziehung
  • Warum ist Ernährungserziehung also so wichtig?
  • Schlussfolgerung

Eine gesunde und ausgewogene Ernährung sowie eine regelmäßige körperliche Betätigung sind wesentlich für die Gesundheit des Organismus. Die Ernährungserziehung umfasst eine Reihe von Erziehungsstrategien, die gesunde und nachhaltige Essgewohnheiten und die körperliche Aktivität fördern.

Die Akteure der Ernährungserziehung

Das Essverhalten wird durch eine Kombination von individuellen (biologischen und persönlichen), aber auch sozialen und umweltbedingten Faktoren beeinflusst. Mehrere
Akteure können über die Ernährungserziehung auf diese Faktoren einwirken.

1-Die Familie

Studien ergaben, dass ein gesundes Ernährungsverhalten in den ersten 1000 Lebenstagen einen positiven Einfluss auf die Gesundheit und das spätere Essverhalten des Kindes hat. Außerdem haben die Essgewohnheiten der Eltern einen starken Einfluss auf die Essgewohnheiten ihres Kindes, die in der Regel während seines ganzen Lebens beibehalten bleiben. Eine Ernährungserziehung in der Familie ist deshalb notwendig und sollte von beiden Elternteilen schon bei kleinen Kindern begonnen werden.

2- Institutionen

a-Die Schulen

Eine Ernährungserziehung in der Schule erweist sich als wirksam, um das Wissen, die
Einstellungen und die Verhaltensweisen der Kinder zu verbessern. Da Kinder und
Jugendliche den größten Teil ihrer Zeit in der Schule verbringen und ihr Verhalten somit
teilweise vom schulischen Umfeld beeinflusst wird, ist die Schule ein geeigneter Rahmen für die Ernährungserziehung. Ihr Ziel ist ein Beitrag zur Gesundheit und zum Wohlbefinden der Kinder durch die Förderung von gesunder Ernährung und angemessener körperlicher Aktivität. Tatsächlich zeigen Studien, dass die Teilnahme der Kinder an Programmen zur Ernährungserziehung zu einer gesünderen Lebensmittelauswahl und einer Verringerung von Übergewicht und Fettleibigkeit führt. Darüber hinaus sind die Kinder nach diesen Programmen im Allgemeinen häufiger körperlich aktiv.

b-Der Arbeitsplatz

Der Arbeitsplatz ist ein geeigneter Raum für die Förderung von körperlicher Aktivität und
einer gesunden Ernährung. Er bietet gute Rahmenbedingungen für die Ernährungserziehung, da alle Arbeitnehmer angesprochen werden können und die meisten dort eine oder mehrere Mahlzeiten einnehmen. Daher kann die Ernährungserziehung am Arbeitsplatz eine große Zahl von Menschen erreichen, auch diejenigen, die nicht sehr willig sind, ihre Gewohnheiten ohne Unterstützung zu ändern. Mehrere Studien haben gezeigt, dass Aufklärung zur Ernährung am Arbeitsplatz das Wohlbefinden steigern, zur Prävention chronischer Krankheiten beitragen, Fehlzeiten verringern und die Produktivität steigern können.

3-Die Gesundheitsfachkräfte

Die Aufgabe des Ernährungsberaters besteht darin, die Ernährung des Individuums so anzupassen, dass er seinen Nährstoffbedarf decken kann, und Ratschläge zu geben, die auf das Essverhalten und die Essgewohnheiten des Einzelnen abgestimmt sind. Er ist daher ein wichtiger Akteur der Ernährungserziehung. Bei Problemen mit der eigenen Ernährung oder seinem Gewicht ist im Allgemeinen der Hausarzt der erste Ansprechpartner. Er kann den Patienten entsprechend seinem Bedarf an einen Ernährungsmediziner oder einen anderen spezialisierten Gesundheitsexperten überweisen.

4- Die Regierung

Ernährungspolitik wird definiert als eine Reihe von Maßnahmen, die von der Regierung zur Erhaltung der Gesundheit der Bevölkerung ergriffen werden. Dafür werden wissenschaftlich bestätigte Informationen bereitgestellt, die für eine gute Ernährungserziehung unerlässlich sind. Die Behörden spielen dabei eine wichtige Rolle bei der Verbreitung von Ernährungsinformationen an die Bevölkerung, was sie zu einem wichtigen Akteur in der Ernährungserziehung macht.

5- Das Individuum

Das Ziel der Ernährungserziehung ist die Informierung der Menschen, um ihre Fähigkeiten zu stärken, ihr Ernährungsverhalten zu ändern bzw. ein Ernährungsverhalten anzunehmen, das ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden fördert. Für dauerhafte und effiziente Veränderungen muss der Einzelne die Verantwortung für seine Ernährungserziehung und damit seine Gesundheit selbst übernehmen. Dafür sind Motivation und persönliches Engagement von entscheidender Bedeutung.

Strategien zur Ernährungserziehung

1- Die Familie

Es gibt verschiedene Strategien, die Eltern anwenden können, um ihrem Kind gute Essgewohnheiten beizubringen, wie zum Beispiel:

  • Vorbild sein und auf gute Gewohnheiten achten
  • Die Wichtigkeit der Wahl von gesunden Nahrungsmitteln und ihre Auswirkungen begründen
  • Dem Kind beibringen, zwischen gesunden und weniger gesunden Lebensmitteln zu unterscheiden
  • Dem Kind beibringen, gute Zutaten auszuwählen, und gemeinsam kochen
  • Eine positive Umgebung für die gemeinsamen Mahlzeiten schaffen (keine Bildschirme, mit der Familie essen …)

Daher ist es wichtig, dass jeder informiert ist, was eine gesunde Ernährung ist und wie man sie praktiziert, ohne dabei den Genuss beim Essen zu vergessen, der ein wichtiger Beitrag zu einer ausgewogenen Ernährung ist.

2- Die Institutionen

a- Die Schulen

  • In den Schulen können verschiedene Strategien zur Ernährungserziehung eingesetzt werden: Erstens die Aufnahme der Ernährungserziehung in den Unterricht mit Theoriestunden zur Wichtigkeit einer gesunden Ernährung und körperlicher Aktivität und wie man sie durchführen kann. Studien bestätigten, dass die praktische Anwendung des erlernten Ernährungswissens durch Aktivitäten wie spielerische Challenges oder Kochkurse eine sehr effektive Bildungsstrategie ist. Solche Aktivitäten ermöglichen es dem Kind, sich das erworbene Wissen besser anzueignen. Auch die Organisation von Aktionstagen kann eine wirksame Strategie für die Erziehung der Kinder sein. Die Mahlzeiten in der Schulkantine sind sehr wichtig und ebenfalls ein gutes pädagogisches Instrument. Die Kinder können verschiedene Lebensmittel und damit auch verschiedene Geschmacksrichtungen kennenlernen und probieren. Durch diese Geschmacksvielfalt werden sie die Freude am Essen entdecken und bewahren, die für eine ausgewogene Ernährung unerlässlich ist.
  • In Frankreich sieht das Bildungsgesetz vor, dass in der Schule Informationen zu Ernährung und Lebensmittelverschwendung vermittelt und gelernt werden müssen, was nicht in allen Ländern der Fall ist. Zum Beispiel ist Finnland ein Land mit umfangreicher Ernährungserziehung in den Schulen. In drei Unterrichtsstunden pro Woche lernen Schüler im Alter von 15 bis 16 Jahren, wie man kocht und welche Vorteile eine angemessene Ernährung hat. Im Gegensatz dazu findet in den lateinamerikanischen Ländern in der Regel keine Ernährungserziehung in den Schulen statt.

b- Der Arbeitsplatz

In einem Unternehmen können verschiedene Aktionen vom Management und in Zusammenarbeit mit der Arbeitsmedizin, der Kommunikationsabteilung, Beschäftigten und sogar externen Referenten veranlasst werden, um Informationen zum Thema Ernährung zu verbreiten. Die verwendeten Strategien hängen vom jeweiligen Unternehmen ab. Sie können umfassen:

  • Die Verteilung von Informationsmaterial, Broschüren, Plakaten, Newslettern
  • Beratungen für Einzelpersonen oder in der Gruppe
  • Ernährungsschulungen für Arbeitnehmer im Rahmen der Einstellung und/oder der Fortbildung
  • Die Einführung von Aktionstagen und körperlichen Aktivitäten für alle
  • Die Organisation von Informationsveranstaltungen unter der Leitung von Gesundheitsexperten und Kochkurse zu gesundem Essen
  • Das Angebot von gesunden Mahlzeiten in Betriebskantinen

3- Angehörige der Gesundheitsberufe

Gesundheitsfachkräfte können verschiedene Methoden nutzen, um Ernährungswissen zu verbreiten:

  • in der Beratung
  • in der Gruppentherapie
  • in Zusammenarbeit mit Unternehmen, Schulen …
  • durch die Veröffentlichung wissenschaftlicher Studien
  • durch die Veröffentlichung von Informationsmaterial für die breite Öffentlichkeit

4- Die Regierung

Frankreich hat mit dem Nationalen Programm für gesunde Ernährung (PNNS) eine Ernährungspolitik im Bereich der öffentlichen Gesundheit eingeführt. Dieses Programm ermöglicht es, eine gesunde Ernährung und körperliche Aktivität zu fördern und die Bevölkerung zu gesundheitlichen Risikofaktoren zu sensibilisieren. Das PNNS legt Ernährungsempfehlungen für die gesamte Bevölkerung fest, um die von Expertenausschüssen erarbeiteten Ziele zu erreichen. Eines der Ziele ist beispielsweise „die Erhöhung des Obst- und Gemüseverzehrs bei Erwachsenen, so dass mindestens 80 % der Bevölkerung mindestens 3 bis 5 Portionen Obst und Gemüse pro Tag und mindestens 55 % mindestens 5 Portionen Obst und Gemüse pro Tag verzehren“. Zu diesem Ziel wird die Botschaft „Mindestens 5 Mal Obst und Gemüse jeden Tag“ verbreitet.

Der Erfolg des PNNS beruht auf der Mobilisierung zahlreicher gesellschaftlicher Akteure durch die Bereitstellung von Werkzeugen und Materialien, die die Mobilisierung jedes Einzelnen fördern:

  • Die Chartas „Aktive Unternehmen für PNNS“ und „Aktive Einrichtungen für PNNS“ unterstützen Unternehmen, die Maßnahmen zur Verbesserung der Ernährung ihrer Mitarbeiter durchführen, und bieten ihnen Unterstützung bei der Umsetzung von Ernährungsstrategien.
  • In den Schulen werden den verschiedenen Akteuren neben dem (oben genannten) Bildungsgesetz zahlreiche Materialien zur Verfügung gestellt, die eine leichtere Verbreitung der Informationen ermöglichen.
  • Die Behörden spielen ebenfalls eine Rolle bei der Verbreitung und Bereitstellung von Ernährungsinformationen für die Bevölkerung, insbesondere über:
    • Websites für die breite Öffentlichkeit, die die Empfehlungen des PNNS weitergeben, wie z. B. mangerbouger.fr
    • Die Medien (soziale Netzwerke, TV-Werbung …), die eine wichtige Rolle bei der Verbreitung der wichtigsten Ernährungsbotschaften spielen: „Vermeiden Sie den Verzehr von zu fetten, zu süßen und zu salzigen Lebensmitteln“.
    • Die Verpackung von Lebensmitteln, insbesondere durch den Nutri-Score. Der Nutriscore ist ein Logo auf den Verpackungen, das in vereinfachter Form über die Ernährungsqualität der Produkte informiert. Er nutzt eine Skala von Farben, die mit Buchstaben von A (am besten) bis E (am schlechtesten) kombiniert sind. Er erleichtert den Verbrauchern das Verstehen der Nährwertinformationen und hilft ihnen so, fundierte Entscheidungen zu treffen.

Zudem erheben verschiedene Länder Steuern auf bestimmte Lebensmittel. Zum Beispiel betreffen diese Steuern in der Regel Produkte mit Zuckerzusatz. In Frankreich gibt es Steuern auf alkoholfreie Getränke mit Zuckerzusatz (Limonaden, Fruchtsäfte …) oder synthetischen Süßstoffen („Light“-Getränke), um die Unternehmen zu veranlassen, ihren Produkten weniger Zucker zuzusetzen.

Wissenschaftliche Studien bilden die Grundlage für ernährungsphysiologische Erkenntnisse, die populärwissenschaftlich dargestellt und in der Bevölkerung verbreitet werden müssen und die die Grundlage für Initiativen von Akteuren und politischen Entscheidungsträgern bilden. Die öffentliche Hand unterstützt auch die wissenschaftliche Forschung und damit die Gewinnung wissenschaftlicher Erkenntnisse im Ernährungsbereich.

Eine spezielle Ernährungserziehung erfolgt in verschiedenen Bereichen und insbesondere
bei chronischen Erkrankungen wie Diabetes, Adipositas, Lebererkrankungen, aber auch
bei schwangeren und stillenden Frauen. Dennoch kann die Ernährungserziehung zur
Prävention für die breite Bevölkerung noch verbessert werden.

Warum ist Ernährungserziehung also so wichtig?

Das Ernährungsverhalten (Auswahl, Gewohnheiten, Essgefühle…) kann die Gesundheit mit insbesondere dem Auftreten bestimmter Krankheiten beeinflussen, weshalb die Ernährungserziehung von entscheidender Bedeutung ist. Sie ermöglicht es:

  • der Regierung , für eine bessere Gesundheit und mehr Lebensqualität der Bevölkerung zu sorgen.
  • den Institutionen, die Gesundheit ihrer Schüler/Beschäftigten zu verbessern, indem sie sie aufklären und ihnen eine gesunde Ernährung anbieten.
  • den Familien, neue Kenntnisse zu erwerben, die ihnen helfen, ihre aktuelle und zukünftige Gesundheit zu verbessern und die Familienbande durch gemeinsames Kochen und Essen zu stärken.
  • den Individuen, ihre Ernährungsbedürfnisse zu verstehen, Freude am Genuss gesunder Lebensmittel zu haben und ihre Gesundheit zu verbessern.

Schlussfolgerung

Ausgewogene Ernährungsgewohnheiten und körperliche Aktivität senken das Risiko von Gesundheitsproblemen. Deshalb ist die Ernährungserziehung eine wichtige Grundlage für ein gesundes Leben und sollte schon in jungen Jahren beginnen.