Digitale Ernährungs-Apps

Quelle: Nutriactis/ dem Universitätsklinikum CHU Rouen-Normandie

Einführung

  • Die Zahl der Menschen, die an Essstörungen und Adipositas leiden, ist in den letzten Jahren stetig gestiegen und stellt ein echtes Problem für die öffentliche Gesundheit dar. Derzeit sind alle Länder mit erheblichen Schwierigkeiten bei der Reaktion auf diese Krankheiten konfrontiert, die hauptsächlich auf eine Überlastung der medizinischen Angebote, aber auch auf den Ärztemangel in diesem Bereich zurückzuführen sind. So werden Essstörungen und Adipositas allzu oft zu spät diagnostiziert, was ein erhöhtes Risiko für schwere Formen darstellt.
  • In letzter Zeit wurden zahlreiche Apps zum Thema Ernährung entwickelt und allgemein zugänglich gemacht, die theoretisch dabei helfen sollen, das Essverhalten besser im Blick zu behalten.

Ernährungs-Apps in Zahlen

Ernährungs-Apps gehören zu den sogenannten Gesundheits-Apps. Die zunehmende Nutzung von Smartphones führte zu einem breiten Angebot von digitalen Apps. Ein paar Zahlen verdeutlichen die möglichen Auswirkungen dieser Apps:

Die verschiedenen Arten von Ernährungs-Apps und ihre Ziele

* Mit einem Ernährungstagebuch kann man seine Ernährung über einen bestimmten Zeitraum hinweg Tag für Tag dokumentieren.

Die Nachteile von Ernährungs-Apps

Viele dieser Ernährungs-Apps sind nicht wissenschaftlich geprüft und stützen ihre Ratschläge nicht auf wissenschaftlich nachgewiesene Informationen. Deshalb besteht die Gefahr, dass sie falsche Informationen geben, die den Nutzer zu einem unangemessenen oder sogar gefährlichen Essverhalten verleiten könnten.

In zahlreichen Studien wurde festgestellt, dass Ernährungs-Apps und insbesondere Apps, die Kalorien zählen, besonders mit Risiken verbunden sind, dass die Nutzer zwanghafte Verhaltensweisen in Bezug auf das Essen entwickeln. So ist es ohne Begleitung eines Gesundheitsexperten durchaus gefährlich, ein Ernährungstagebuch zu führen und selbst zu analysieren, da dies ein erhöhtes Risiko für kognitive Einschränkungen schaffen und die Entstehung von Essstörungen und Fettleibigkeit begünstigen kann.

In der wissenschaftlichen Literatur wird auch darauf hingewiesen, dass diese Ernährungs-Apps bei den Nutzern Enttäuschung, Schuldgefühle und sogar Angstzustände auslösen können, wenn die vom Nutzer oder der App selbst gesetzten Ziele nicht erreicht werden (wissenschaftlich nicht bestätigte Ziele, die manchmal unerreichbar oder sogar gesundheitsgefährdend sind). Die Nutzung dieser Apps kann auch zu einer erhöhten Unzufriedenheit mit seinem Körperbild und damit zu einem erhöhten Risiko für ein unangemessenes Essverhalten führen.

Solche Ernährungs-Apps sind für die Allgemeinbevölkerung bestimmt, aber ihre Ratschläge sind selten auf die individuellen Bedürfnisse zugeschnitten, die von zahlreichen Parametern abhängen, wie z. B. dem Alter, der körperlichen Aktivität, bestehenden Krankheiten, Essgewohnheiten, Lebensrhythmus …

Apps zur Ernährungsberatung und -begleitung ermöglichen keine angemessene Diätüberwachung und ihre Nutzung lässt sich nicht immer leicht in den Alltag integrieren. Tatsächlich ist im Laufe der Zeit ein starker Rückgang der Motivation für die Nutzung dieser Apps zu beobachten, aber auch der Motivation für die Fortsetzung einer Betreuung durch eine professionelle Ernährungsberatung.

Viele Ernährungs-Apps und insbesondere Kalorienzähl-Apps sind ungenau und verwenden unzuverlässige Algorithmen, die den Nutzer in die Irre führen und so zu einem ungeeigneten Essverhalten führen können.

Die Vorteile von Ernährungs-Apps

Apps sind ein hervorragendes Mittel, um umfangreiche Informationen zugänglich zu machen. Durch eine Sensibilisierung der Öffentlichkeit können sie ein Bewusstsein dafür schaffen, wie wichtig eine ausgewogene Ernährung ist und wie man sie erreichen kann.

Wenn diese Apps mit der Unterstützung und Überwachung von medizinischem Fachpersonal verwendet werden, können sie eine echte Zeitersparnis darstellen. Vor allem dank ihrer großen Datenbank können viele Ernährungs-Apps die Erstellung eines Ernährungstagebuchs und damit die Beurteilung der Ernährung durch einen Gesundheitsexperten erleichtern und optimieren.

In Studien wurde nachgewiesen, dass Ernährungs-Apps eine klinische Behandlung ergänzen und deren Ergebnisse optimieren können. Indem diese Apps die Motivation des Patienten verbessern und ihm eine größere Autonomie ermöglichen, erhöhen sie die Wirksamkeit der klinischen Behandlung.

Wenn der Nutzer über Obst und Gemüse der Jahreszeit informiert wird, kann er unter einem größeren Produktangebot auswählen und erhält eine abwechslungsreichere Ernährung mit positiven ökologischen Auswirkungen, vor allem wenn das Obst und Gemüse lokal angebaut wird.

Schlussfolgerung

Ernährungs-Apps sind somit eine besonders interessante digitale Lösung für eine breit angelegte Informationsvermittlung an die Allgemeinbevölkerung. Derzeit bietendiese Apps jedoch noch eine mangelnde Zuverlässigkeit, um dem Nutzer eine eigenständige und sichere Nutzung zu ermöglichen.

Diese Apps könnten es aber auch ermöglichen, den Patienten in Zusammenarbeit mit einem Gesundheitsexperten bei seiner Behandlung zu begleiten und so dazu beitragen, die Motivation des Nutzers aufrechtzuerhalten.

Um die Wirksamkeit dieser Apps zu erhöhen, scheint es unerlässlich, sie zusammen mit Wissenschaftlern und medizinischem Fachpersonal gemeinsam zu entwickeln und Systeme zur Bewertung durch Fachleute, aber auch durch den Nutzer einzurichten.